Im Mai 2025 wurden an der Strombörse EPEX Spot bereits 112 Stunden mit negativen Strompreisen verzeichnet – ein bisher unerreichter Rekord für diesen Monat. Laut dem Photovoltaik-Anbieter 1Komma5° markiert dieser Mai einen historischen Wendepunkt für den deutschen Strommarkt. Noch nie in den letzten zehn Jahren gab es im Mai so viele Stunden, in denen Strom zu Preisen unter null Cent pro Kilowattstunde gehandelt wurde. Das bedeutet, dass Stromproduzenten Geld zahlen müssen, damit ihr überschüssiger Strom abgenommen wird. Zum Vergleich: Vor zehn Jahren, im Mai 2015, trat dieses Phänomen lediglich 21 Stunden auf. Der bisherige Höchstwert wurde im Mai 2024 mit 78 Stunden erreicht, was den Mai 2025 zum zweiten Rekordmonat in Folge macht.
Im Durchschnitt lagen die negativen Strompreise in diesem Mai bei etwa -18,98 Euro pro Megawattstunde, was rund -1,90 Cent pro Kilowattstunde entspricht. Besonders drastisch war der Preisrückgang am 11. Mai um 13 Uhr, als der Börsenstrompreis auf -250 Euro pro Megawattstunde fiel. „Negative Strompreise entstehen, wenn das Stromangebot die Nachfrage übersteigt“, erklärt Jannik Schall, Mitgründer und CPO von 1Komma5°. „Das passiert vor allem zur Mittagszeit an sonnigen Tagen, wenn Photovoltaik-Anlagen besonders viel Strom erzeugen. Mit der Zunahme der Sonnenstunden ab Mai treten solche Preissituationen häufiger auf.“
### Fünffacher Anstieg negativer Strompreisstunden in zehn Jahren
Der Ausbau erneuerbarer Energien hat dazu geführt, dass die Anzahl der Stunden mit negativen Strompreisen an der Börse deutlich gestiegen ist. Während im gesamten Jahr 2016 nur 97 Stunden mit Negativpreisen registriert wurden, waren es 2024 bereits 457 Stunden – ein fast fünffacher Anstieg.
Für Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland bieten negative Börsenstrompreise eine Chance, insbesondere bei der Nutzung dynamischer Stromtarife. Voraussetzung dafür ist ein intelligenter Stromzähler (Smart Meter), der den Stromverbrauch in Echtzeit erfasst. Da es im Alltag jedoch aufwendig ist, den eigenen Stromverbrauch manuell auf günstige oder negative Preiszeiten zu verschieben, können intelligente Energiemanagementsysteme Abhilfe schaffen. Diese Systeme steuern den Stromverbrauch automatisch in Zeiten mit niedrigen oder negativen Preisen. Besonders lohnend ist dies für Haushalte mit hohem Energiebedarf, beispielsweise durch Elektroautos oder Wärmepumpen.